Youngtimer & Restaurations Blog

  • Verchromen

    Hier einer der schwierigsten und teuersten Schritte innerhalb einer Restauration in Bezug auf die Einzelteile.

    Es ist i.d.R. sehr schwer, überhaupt einen Galvanik Betrieb zu finden, der Einzelteile von einem Motorrad verchromt. Gründe: Galvanik Betriebe arbeiten zumeist Serien Aufträge der Industrie ab. Das zeitaufwendige aufarbeiten von Oldtimerteilen und der damit verbundene hohe Anteil an Handarbeit ist kaum lukrativ für die Galvaniken und stört ihre normalen Arbeitsabläufe. 

    Wenn Sie gar einen Auspuff verchromen lassen wollen kann es Ihnen passieren, daß Sie vehement vom Hof gejagt werden da der Dreck IN dem Auspuff ein ganzes Chrombad ruinieren kann. Das wechseln der Bäder ist wegen der teuren Chemikalien und der Entsorgung sehr kostenintensiv. Wegen ihrem Krümmer wechselt das kein Galvanik Betrieb. Manchmal besteht aber eine Chance, daß der Betrieb derartige Schmutzteile ins letzte Bad kurz vor dem Wechsel gibt. Dennoch kann der Ruß Ihnen selbst Ihr Ergebnis verhageln. Daher sind Endrohre und Krümmer mit WC-Frei oder ähnlich aggressiven Mitteln vorher von innen zu reinigen.  

    Es gibt aber einige Betriebe die auch kleinere Privat Aufträge entgegen nehmen. Grösstenteils mit sehr langen Laufzeiten und zu Preisen, bei denen Ihnen schwindelig wird. Ungefähre Preisbeispiele aus meiner Erfahrung:   

    Bremshebel 35 - 60 Euro 
    Auspuffkrümmer 75 - 130 Euro
    Endrohr Auspuff 120 - 200 Euro
    Krümmerbriede je nach Material bis 35 Euro das Stück (bei 4 Zylindern also nur für die Brieden 140 Euro)
    Tachobecher 25 - 40 Euro
    Kotflügel 130 Euro
    Einzelne Schraube von 2 bis 15 Euro

    In der Regel kann man sagen, daß es immer billiger ist das entsprechende Teil neu zu kaufen anstatt es verchromen zu lassen. Da für unsere Youngtimer diese Teile i.d.R. nicht mehr lieferbar sind, werden Restbestände und vereinzelt in den Internetbörsen auftauchende Teile dann preislich vergoldet. Da muss man dann halt im Einzelteil abwägen.

    Dazu kommt dann noch die zum Teil extrem lange Laufzeit von 2 Monaten bis zu einem Jahr (kein Witz!) und das grosse Risiko, die Teile im nicht gewünscht perfekten Zustand zurück zu erhalten.

    Gründe dafür sind wiederum, daß die Betriebe die Privat Aufträge entgegen nehmen, zumeist eine sehr hohe Auftragslage haben und verchromen ein sehr zeitaufwändiges Business ist. Und ohne den Schleifer geht gar nichts. Die eigentliche verchromerei ist recht schnell und ähnlich aufwändig wie das verzinken. Aber vor diesem Schritt ist erstmal das entchromen, dann schleifen und polieren angesagt. Ohne popoglatten Untergrund ist keine glatte und hochglänzende Schicht möglich. Evt. beschädigte Teile müssen dann anderswo erstmal gerichtet werden wie z.B. zulöten von Rostlöchern, richten von Beulen etc..

    Schleifen und polieren ist im Gegensatz zu den chemischen Bädern Handarbeit und damit teuer. So erklären sich die recht hohen Preise. Auch das Grundmaterial des Teils beeinflußt den Preis erheblich. Aluminium ist z.B. (z.B. Krümmerkronen) deutlich teurer zu verchromen wie Stahlteile (z.B. Fußbremshebel).

    Desweiteren kann aus einem vor der Bearbeitung noch gut aussehenden Kotflügel nach dem Schleifen schnell ein löchriges Sieb werden, Gerade bei Kotflügeln hat man nach dem verchromen in den Kanten und Sicken gern picklige Löcher drin, die mal mehr und mal weniger auffallen. Bei Teilen mit tiefen Kanten (z.B. bei einem Auspuffendrohr die Stelle zwischen Rohr und Halter) ist meist keine gute Chromschicht möglich und man hat da unverchromte Stellen. die bei Neuteilen aus dem Grund meist mit grauer Zinkfarbe lackiert sind.

    Hier kann man diese "Pickel" recht gut erkennen:

       

    Wenn man Glück hat und die Teile gut werden, wird man dann aber mit einem Teil belohnt, das aussieht wie neu und sehr schöne Akzente an Ihrem Oldie setzt.

    Die meisten Motorräder, die in meinem Focus stehen, haben erfreulicherweise keine oder nur sehr wenig verchromte Teile wie z.B. der Fusbremshebel einer Eliminator, so daß mir da der Frust mit der verchromerei relativ erspart bleibt. Bei früheren Modellen wird es dann aber ernst wie z.B.bei meiner CJ360 oder Z250. Da muss man einige Teile verchromen lassen um ein schönes und homogenes Endergebnis zu erreichen. Dabei arm zu werden ist ein unvermeidlicher Nebeneffekt...

    Es gibt ein paar wenige Betriebe die sich gänzlich auf Oldtimerteile spezialisiert haben und die Ihnen Ihre Teile gerne verchromen. Da dort aber auch gerne wohlhabende Sammler mit sündhaft teuren Oldtimern hingehen, sind die Preise meist entsprechend. Daher ist es am besten die Teile zu fotografieren und diese Fotos an viele Galvaniken zu mailen um dann ein einigermaßen erträgliches Angebot zu erhalten. Deshalb sehen Sie auf 2 Fotos eine Zigarettenschachtel und ein Meter, um den Betrieben beim betrachten der Fotos eine bessere Beurteilung über die Größe der Teile zu geben.

    Hier nun ein paar Teile vor:

       

    ...und nach dem verchromen:

         

    Das Foto mit dem Karton zeigt meine Chromteile, wie sie hier angekommen sind. Grosse Teile sorgsam verpackt, die Kleinteile lose reingeworfen... Und natürlich ist in den Karton beim Transport auch ein Loch reingekommen sodaß ich ein paar, für mich sehr wichtige und wertvolle Teile verloren habe. Die konnte ich mir dann mühsam wieder zusammen suchen und für teuer Steuer kaufen. Und die Fertigstellung meines Projektes verzögerte sich dadurch erneut um 2 Monate. Daher versende ich höchst ungern Teile und bringe sie lieber persönlich zu den Betrieben was wegen der Entfernungen leider nicht immer geht. Die sogenannte Paketversicherung hilft da auch nicht viel. Ich hatte einige, wenige Transportschäden - eine Entschädigung habe ich nie gesehen.

    Je nach Material und Beschaffenheit  kann das polieren eine Alternative zum verchromen darstellen. Wegen der Korrissionsanfälligkeit ist das polieren aber eigentlich nur bei Aluminium- oder Edelstahlteilen zu empfehlen:

      

     

     

     

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